Isabella Herzig ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Emotionalen Intelligenz im deutschsprachigen Raum. Mit ihrem Unternehmen Herzig EQ begleitet sie seit über 15 Jahren Menschen dabei, ihre emotionale Kompetenz zu verbessern. Als ID37 Master nutzt sie unter anderem die Persönlichkeitsanalyse, um ihren Klient:innen zu mehr Selbstreflexion, Menschenkenntnis und Empathie zu verhelfen. Im Interview erklärt sie, warum Emotionale Intelligenz ohne echte Empathie nicht wirksam ist.
Wie die Definitionen von Emotionale Intelligenz und Empathie zeigen, liegen beide Begriffe nahe beieinander:
Und dennoch sind sie nicht gleich. Es ist eher so, dass Empathie ein Baustein der emotionalen Intelligenz (EI) ist. Wenn wir über emotionale Intelligenz sprechen, kommen wir an zwei Persönlichkeiten nicht vorbei: John D. Mayer, Psychologe an der University of New Hampshire, und Peter Salovey, Sozialpsychologe der Yale University. Die beiden haben 1990 den Begriff der emotionalen Intelligenz wissenschaftlich geprägt und erstmals genau definiert.
In ihrer ursprünglichen Definition geht es im Kern darum, wie ein Mensch eigene sowie fremde Emotionen wahrnehmen, verstehen und gezielt regulieren kann. Darauf aufbauend ergeben sich fünf zentrale Kompetenzbereiche emotionaler Intelligenz, die wiederrum Daniel Goleman in seinem Konzept zusammenfasste und populär gemacht hat:
Gerade beim letzten Punkt – der intrinsischen Motivation – schließt sich für mich der Kreis zur ID37 Persönlichkeitsdiagnostik. Sie hilft, die individuellen Antriebsmuster und Bedürfnisse einer Person präzise sichtbar zu machen – das ist ein wichtiger Hebel für authentische Selbstführung und effektive Teamführung.
Es ist mir an der Stelle noch wichtig zu sagen, dass Empathie selbst vielschichtiger ist, als oft angenommen. Wir gehen davon aus, dass sie aus mehreren Dimensionen besteht, die folgende Aspekte beinhalten:
Die gute Nachricht: All diese Aspekte lassen sich mit gezieltem Training entwickeln. Ich habe im Laufe der Jahre viele Menschen begleitet, die genau das getan haben – und dabei nicht nur die Qualität ihrer Beziehungen, sondern auch ihren beruflichen Erfolg signifikant steigern konnten.
Um diese Erfahrung zu untermauern, können wir uns auch zahlreicher Studien bedienen. Schon im Jahr 2010 haben Joseph & Newman mit der Meta-Analyse von 43 Einzelstudien (N > 7.000) zu EI und Berufserfolg eine klare Korrelation zwischen emotionaler Intelligenz und beruflicher Leistung, besonders bei emotional fordernden Rollen (z. B. Führung, Vertrieb, Kundenkontakt) nachweisen können. Ich kann das nur bestätigen und sogar in einem Satz zusammenfassen: Emotionale Intelligenz ist eine echte Superkraft ;-)
Ich arbeite häufig im Team- und Führungskontext mit dem Persönlichkeitsmodell ID37. Dabei spielt auch meine eigene Motivausprägung eine Rolle: Meine hohe Ausprägung des Motivs SICHERHEIT führt dazu, dass ich mich in meiner Arbeit auf wissenschaftlich fundierte Konzepte und gerne auf Studien stütze. Das gibt mir Sicherheit. Vielleicht erklärt das auch meine besondere Begeisterung für die ID37 😉
Warum ist ID37 hier so nützlich? Weil gerade im Kontext emotionaler Intelligenz in der Führung die Forschung spannende Erkenntnisse bezüglich Selbstkenntnis liefert.
Gary Yukl, einer der renommiertesten Führungsforscher, betont beispielsweise, „dass ein hohes Maß an Selbstbewusstsein es erleichtert, die eigenen Bedürfnisse und wahrscheinlichen Reaktionen auf bestimmte Ereignisse zu erkennen – was wiederum die Bewertung alternativer Handlungsoptionen erleichtert“. Sich selbst zu kennen ist der Ursprung guter Führung. Genau das „Selbstbewusstsein“ erlebe ich im ID37 Auswertungsgespräch. Immer wieder entstehen dabei echte Aha-Momente – sei es in der Versöhnung mit dem eigenen Verhalten oder in einem spontanen Verständnis für die „Eigenarten“ anderer.
Das ID37 Modell unterstützt meine Kund:innen erstmal auf kognitiver Ebene dabei, Empathie zu entwickeln und einzuordnen. Genau diese kognitive Empathie ist im Arbeitskontext oft besonders wirkungsvoll. Denn Empathie muss nicht immer bedeuten, dass wir mitfühlen. Verstehen heißt eben nicht immer auch „einverstanden sein“. Aber mit einem hohen EI kann ich genau hier adäquat reagieren, motivieren, führen. Ich sage es mal ketzerisch: Führung ohne emotionale Intelligenz ist keine Führung.
Oh ja – ich erinnere mich gut an eine Situation, die mich zum Schmunzeln brachte und gleichzeitig sehr nachdenklich gemacht hat. Vor einiger Zeit rief mich ein Team an und fragte, ob ich kürzlich mit ihrer Führungskraft gearbeitet hätte. Neugierig wollte ich wissen, wie sie denn darauf kämen. Die Antwort: „Unser Chef hat gerade die Bürotür aufgerissen, laut in den Raum gerufen: ‚Gut gemacht!‘ – und ist dann einfach wieder gegangen.“
Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen – gleichzeitig habe ich mich aufrichtig gefreut, dass die Führungskraft, die bei beim Motiv SOZIALE ANERKENNUNG beim niedrigsten Wert, also bei 1, lag, nach unserem Coaching offenbar verstanden hat, dass andere sehr wohl Lob und Wertschätzung brauchen und sogar aktiv das „Loben“ umgesetzt hat.
Beim nächsten Coaching-Termin arbeiteten wir dann intensiver an empathischer Kommunikation – also daran, wie man Feedback so gibt, dass es auch wirklich als echt erlebt wird.
Ein weiteres Thema, das im Zusammenhang mit Empathie immer wieder auftaucht, ist der Umgang mit dem Zuhören. Empathische Menschen hören nicht nur zu, um Informationen zu bekommen – sie hören, um zwischen den Zeilen zu lesen. Deshalb ist aktives Zuhören ein zentraler Bestandteil jedes Empathietrainings.
Leider genießt die Methode nicht den besten Ruf. Viele glauben, sie hätten das längst „drauf“. Doch ob wir tatsächlich empathisch und zugewandt zuhören oder einfach nur anwesend sind, nicken und gelegentlich „aha“ sagen – macht einen gewaltigen Unterschied; gerade für das Gegenüber, das sich verstanden fühlen möchte.
Eine Sache noch: Ich werde oft gefragt, wie wir emotionale Intelligenz im Alltag trainieren können. Einen Praxis-Tipp möchte ich hier weitergeben: Filme und Serien sind sehr geeignet, um die soziale Wahrnehmung zu schärfen. Wer die Charaktere genau beobachtet – insbesondere ihre Mimik, Gestik und Dialoge – übt implizit, Emotionen zu erkennen und Motive nachzuvollziehen. Das ist niedrigschwelliger als im echten Leben, aber dennoch sehr wirksam. Am besten zum Üben sind „bildungsfremde“ Formate bei den einschlägigen Sendern, für die ich hier keine Werbung machen möchte ;-)
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